Die Position des Sechsers (Zentral defensiver Mittelfeldspieler, ZDM) ist der Dreh- und Angelpunkt im Fussballspiel. Aufgrund der zentralen Position, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe, ergeben sich zahlreiche Passwege zu den anderen Mannschaftsteilen. Der defensive Mittelfeldspieler ist im Spielaufbau ein zentrales Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Er unterstützt die Aussenverteidiger, setzt die Flügelspieler in Szene und dient als Anspielstation für Stürmer, die mit dem Rücken zum Tor agieren.
Warum ist die Position des Sechsers so wichtig?
Ein Sechser beeinflusst das Spiel seiner Mannschaft in entscheidender Weise. Ob im Spielaufbau, bei der Balleroberung oder der Unterstützung der Offensive – der Sechser ist eine der vielseitigsten Rollen im modernen Fussball.
Hauptaufgaben eines Sechsers:
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Verteilung der Bälle im Spielaufbau
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Absicherung der Defensive
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Schliessen von Räumen im Mittelfeld
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Initiieren von Angriffen durch Schnittstellenpässe oder Spielverlagerungen
Verschiedene Spielertypen auf der Sechserposition
Die Rolle des Sechsers wird je nach Spielweise und Anforderungen des Trainers unterschiedlich interpretiert. Grundsätzlich lassen sich drei Spielertypen unterscheiden:
1. Box-to-Box-Player
Der Box-to-Box-Player bearbeitet das Spielfeld in vertikaler Richtung, von Strafraum zu Strafraum. Er beteiligt sich an Aktionen im letzten Drittel, besetzt den Strafraum bei Hereingaben und sorgt gleichzeitig für Stabilität im Mittelfeld. Dieser Spieler übernimmt defensive Aufgaben genauso wie offensive Akzente.
Aufgaben eines Box-to-Box-Players:
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Sprint in den Rücken der Abwehr
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Besetzung des Strafraums bei Hereingaben
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Beteiligung an Aktionen im letzten Drittel
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Stabilität in der wichtigen Spielfeldmitte
Eigenschaften eines Box-to-Box-Players:
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Hervorragende Ausdauer für hohe Laufintensität
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Dynamik in Offensive und Defensive
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Beteiligung an offensiven und defensiven Standardsituationen
Beispiel: Aktuell einer der besten Vertreter dieser Rolle ist Rodri oder N'Golo Kanté.
2. Abräumer
Ein Abräumer konzentriert sich auf das Spiel gegen den Ball. Seine Hauptaufgaben liegen in der Balleroberung, dem Schliessen von Lücken und der Absicherung von Kontern. Dieser Spielertyp hilft, die Defensive zu stabilisieren, indem er gegnerische Angriffe frühzeitig unterbindet.
Aufgaben eines Abräumers:
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Absicherung von Kontern
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Schliessen von Lücken zwischen den Linien
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Besetzung des zentralen Raums vor der Abwehr
Eigenschaften eines Abräumers:
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Herausragende Zweikampfstärke
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Taktisches Verständnis, um Räume effektiv zu schließen
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Defensives Denken und Positionstreue
Beispiel: Casemiro, ehemals Real Madrid, zeigt perfekt, wie ein moderner Abräumer agiert, indem er defensive Lücken schliesst und gegnerische Angriffe stoppt.
3. Abkippender Sechser
Der abkippende Sechser unterstützt die Innenverteidiger im Spielaufbau, indem er sich zwischen oder neben die Verteidiger fallen lässt. Dadurch erzeugt er eine Überzahlsituation in der ersten Aufbaulinie, die es dem Team erleichtert, das Pressing des Gegners zu überwinden.
Aufgaben eines abkippenden Sechsers:
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Unterstützung der Innenverteidiger im Spielaufbau
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Schaffen von Überzahlsituationen in der Defensive
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Kontrolle des Spiels aus der Tiefe
Eigenschaften eines abkippenden Sechsers:
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Exzellente Spielübersicht und Passquote
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Fähigkeit, Drucksituationen im Aufbau zu entschärfen
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Hohe Präzision bei langen Pässen und Spielverlagerungen
Beispiel: Spieler wie früher Sergio Busquets vom FC Barcelona sind Meister dieser Rolle, indem sie das Spiel aus der Tiefe kontrollieren und gegnerisches Pressing umgehen.
Dieser Blogbeitrag hilft dir als abkippender Sechser das Spiel eurer Mannschaft zu gestalten: Innenverteidiger – der „moderne“ Spielmacher
Tipps für den Sechser im Spielaufbau
In eine offene Stellung kommen
Wie bereits erwähnt lässt sich der (abkippende) Sechser zwischen oder seitlich neben die Innenverteidiger fallen, um den Spielaufbau anzukurbeln. In dieser zurückgezogenen Position bist du als Sechser problemlos in einer offenen Stellung anspielbar.
Herausforderungen und Risiken:
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Wenn du das Mittelfeld hältst und dich nicht auf Höhe der Abwehr fallen lässt, hast du es deutlich schwerer, offen zur Spielrichtung eingesetzt zu werden.
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Im Spielaufbau hast du als Sechser eigentlich immer einen Gegenspieler im Rücken. Dadurch bleibt dir oft nur ein Rückpass oder das riskante 1-gegen-1.
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Ein Ballverlust in deiner Position kann gravierende Probleme verursachen, da der Ball in zentraler Position liegt und die Abstände im Aufbauspiel groß sind.
Lösungsmöglichkeiten:
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Bewege dich gezielt in offene Räume.
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Arbeite an deinem Timing, um immer anspielbereit zu sein.
Das Anbieten gegen die Verschieberichtung
Viele Sechser neigen dazu, intuitiv auf den ballbesitzenden Innenverteidiger zuzulaufen. Diese Bewegung kann jedoch kontraproduktiv sein.
Problem:
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Bewegst du dich mit der Ballrichtung, läufst du parallel zu deinem Gegenspieler und bist leicht zu decken.
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Zudem blockierst du vertikale Passwege deiner Innenverteidiger.
Alternative:
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Biete dich in der entgegengesetzten Richtung an, also gegen die Verschiebebewegung deines Gegners.
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So kannst du den Ball in einer offenen Stellung annehmen und Spielräume nutzen.
Ballnah geht, ballfern kommt
Wenn du nicht alleine im defensiven Mittelfeld spielst, solltest du dein Freilaufverhalten auf den zweiten Sechser abstimmen.
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Ballnaher Sechser: Sucht den Laufweg in die Tiefe, um Gegenspieler zu binden.
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Ballferner Sechser: Nutzt die entstandene Lücke, um sich anzubieten und den Ball nach vorne mitzunehmen.
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Tipp: Statt frontal entgegenzukommen, bewege dich seitlich, um dich leichter vom Gegenspieler zu lösen.
Steil-Klatsch-Spiel
Das Steil-Klatsch-Spiel ist eine effektive Methode, um eine Reihe zu überspielen und im Spielaufbau Dynamik zu erzeugen.
Ablauf:
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Der Innenverteidiger spielt den Ball direkt in die Tiefe.
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Nach dem Pass rückst du sofort nach und forderst den abgelegten Ball vom Stürmer.
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Mit Blickrichtung zum Tor kannst du das Spiel direkt fortsetzen.
Vorteile:
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Du überspielst mehrere Gegenspieler mit einer Aktion.
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Das Tempo im Aufbau bleibt hoch.
Diese Video wird dir helfen dich explosiv von deinem Gegenspieler zu lösen:
Pressingresistenz entwickeln
Warum ist Pressingresistenz wichtig?
Im Zentrum des Spielfelds, wo der Raum eng und der Druck hoch ist, wird die Fähigkeit, den Ball unter Bedrängnis zu behaupten, entscheidend. Gegnerische Spieler attackieren dich oft aus mehreren Richtungen, wodurch du schnell und präzise handeln musst.
Herausforderungen im Zentrum
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Zeitdruck: Du hast wenig Zeit, Entscheidungen zu treffen.
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Raummangel: Der Platz, um den Ball zu kontrollieren und weiterzuspielen, ist stark begrenzt.
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Druck von allen Seiten: Gegenspieler kommen aus verschiedenen Richtungen.
Schlüssel zur Pressingresistenz
1. Ballkontrolle
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Enge Ballführung: Halte den Ball stets nah am Fuss, um schnell reagieren zu können.
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Beidfüssigkeit: Entwickle die Fähigkeit, den Ball sicher mit beiden Füssen zu führen, um flexibler auf Drucksituationen zu reagieren.
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Finten: Nutze einfache Tricks wie Körpertäuschungen, um den Druck zu reduzieren und Passwege zu öffnen.
2. Übersicht
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Spielfeld scannen: Schaue dich regelmässig um, um die Position von Mitspielern und Gegnern zu kennen.
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Vorausschauendes Spiel: Plane deinen nächsten Pass oder deine nächste Aktion, bevor du den Ball erhältst.
3. Vororientierung
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Positionierung: Stelle sicher, dass du in einer offenen Stellung den Ball annehmen kannst.
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Bewegung ohne Ball: Laufe in freie Räume, um dem Gegnerdruck zu entkommen und bessere Passoptionen zu schaffen.
Praktische Übungen zur Verbesserung
Ballkontrolle
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Dribbling unter Druck: Simuliere Drucksituationen im Training, indem du auf engem Raum gegen mehrere Gegenspieler spielst.
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Beidfüßigkeitstraining: Trainiere systematisch mit deinem schwachen Fuß, um in jeder Situation sicher zu sein.
Übersicht
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360-Grad-Blick: Nutze Trainingshilfen wie den Soccerbot360 oder einfache Markierungen, um das Spielfeld ständig im Blick zu behalten. Oder trainiere auch spezifisch mit einem Personaltrainer. Bei 360Football kannst du spezifische Fördertrainings buchen.
Vororientierung
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Simulierte Spielsituationen: Arbeite mit Trainingspartnern, die dich unter Druck setzen, während du den Ball an- und mitnimmst.
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Pass- und Klatschübungen: Spiele den Ball gegen eine Wand, um schnelle Ballannahmen und Weiterleitungen zu üben.
Beispiele von Pressingresistenz
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Sergio Busquets: Bekannt für seine Fähigkeit, den Ball auch unter enormem Druck zu behaupten, ist er ein Paradebeispiel für Pressingresistenz. Seine Bewegungen sind minimal, aber effizient, und er behält stets die Übersicht.
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Thiago Alcântara: Mit seiner engen Ballführung und Übersicht schafft er es, selbst in engsten Räumen gefährliche Pässe zu spielen und das Spiel seiner Mannschaft zu organisieren.
Fazit
Pressingresistenz ist eine essenzielle Fähigkeit für jeden Sechser, der auf höchstem Niveau spielen möchte. Mit gezieltem Training in den Bereichen Ballkontrolle, Übersicht und Vororientierung kannst du dich unter Druck behaupten und einen erheblichen Einfluss auf das Spiel deiner Mannschaft nehmen. Nutze die oben beschriebenen Tipps und Übungen, um deine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und selbst unter Bedrängnis ruhig und effektiv zu agieren.
Zum Autor:
Luis Österlein (Twitter: LOsterlein) ist Spielanalyst bei der U23 des FC Bayern München und freier Autor. In enger Zusammenarbeit mit 360Football schreibt er spezifische Blogposts, die Spieler:innen bei ihrer fussballerischen Entwicklung unterstützen.
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